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                                                                                                                                manfred herok    2014

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A. Das Allgemeine dieser Religion

1. Die offenbare Religion

Die absolute Religion ist erstens die offenbare Religion.

Die Religion ist das Offenbare, ist manifestiert erst dann,
wenn der Begriff der Religion für sich selbst ist;
oder die Religion, der Begriff derselben ist sich selbst objektiv geworden, nicht in beschränkter, endlicher Objektivität, sondern so,
daß sie nach ihrem Begriff sich objektiv ist.

Näher kann man dies so ausdrücken.
Die Religion nach dem allgemeinen Begriff ist Bewußtsein des absoluten Wesens;
Bewußtsein ist aber unterscheidend; so haben wir zwei:

Bewußtsein und absolutes Wesen.

Diese zwei sind zunächst Entäußerung im endlichen Verhältnis,
das empirische Bewußtsein und das Wesen im anderen Sinn.

Sie sind im endlichen Verhältnis zueinander; insofern sind beide sich selbst endlich, so weiß das Bewußtsein vom absoluten Wesen nur als von einem Endlichen, nicht als Wahrhaften.

Gott ist selbst Bewußtsein, Unterscheiden seiner in sich,
und als Bewußtsein ist er dies, daß er sich als Gegenstand gibt für das, was wir die Seite des Bewußtseins nennen.

Da haben wir immer zwei im Bewußtsein, die sich endlich, äußerlich zueinander verhalten.

Wenn nun aber jetzt die  Religion sich selbst erfaßt,
so ist der Inhalt und der Gegenstand der Religion selbst dieses Ganze, das sich zu seinem Wesen verhaltende Bewußtsein,
das Wissen seiner als des Wesens und des Wesens als seiner selbst, d. h. der Geist ist so Gegenstand in der Religion.

Wir haben so zwei: das Bewußtsein und das Objekt;
aber in der Religion, die mit sich selbst erfüllt, die offenbare ist, die sich erfaßt hat, ist die Religion, der Inhalt selbst der Gegenstand, und dieser Gegenstand, das sich wissende Wesen,
ist der Geist.

Hier ist erst der Geist als solcher Gegenstand, Inhalt der Religion, und der Geist ist nur für den Geist. Indem er Inhalt, Gegenstand ist, ist er als Geist das sich Wissen, Unterscheiden, gibt er sich selbst die andere Seite des subjektiven Bewußtseins, was als Endliches erscheint.

Es ist die Religion, die mit sich selbst erfüllt ist.
Das ist die abstrakte Bestimmung dieser Idee, oder die Religion ist in der Tat Idee.

Denn Idee im philosophischen Sinn ist der Begriff, der sich selbst zum Gegenstand hat, d. h. der Dasein, Realität, Objektivität hat, der nicht mehr das Innere oder Subjektive ist, sondern sich objektiviert,
dessen Objektivität aber zugleich seine Rückkehr in sich selbst ist oder - insofern wir den Begriff Zweck nennen - der erfüllte, ausgeführte Zweck, der ebenso objektiv ist.

Die Religion hat das, was sie ist, das Bewußtsein des Wesens, selbst zu ihrem Gegenstand, sie ist darin objektiviert; sie ist, wie sie zunächst als Begriff war und nur als der Begriff, oder wie es zuerst unser Begriff war. Die absolute Religion ist die offenbare, die Religion, die sich selbst zu ihrem Inhalt, Erfüllung hat.

Es ist das die vollendete Religion, die Religion, die das Sein des Geistes für sich selbst ist, die Religion, in welcher sie selbst sich objektiv geworden ist, die christliche.

In ihr ist unzertrennlich der allgemeine und der einzelne Geist,
der unendliche und der endliche; ihre absolute Identität ist diese Religion und der Inhalt derselben.

Die allgemeine Macht ist die Substanz, welche, indem sie an sich ebensosehr Subjekt ist, dies ihr Ansichsein jetzt setzt,
sich somit von sich unterscheidet, dem Wissen, dem endlichen Geiste sich mitteilt, aber darin, weil er ein Moment ihrer selbst ist, bei sich bleibt, in der Teilung ihrer ungeteilt zu sich zurückkehrt.

Die Theologie hat gemeiniglich diesen Sinn,
daß es darum zu tun sei, Gott als den nur gegenständlichen zu erkennen, der schlechterdings in der Trennung gegen das subjektive Bewußtsein bleibt, so ein äußerlicher Gegenstand ist wie die Sonne, der Himmel usf. Gegenstand des Bewußtseins ist, wo der Gegenstand die bleibende Bestimmung hat, ein Anderes, Äußerliches zu sein.

Im Gegensatz hierzu kann man den Begriff der absoluten Religion so angeben, daß das, um was es zu tun ist, nicht dies Äußere sei, sondern die Religion selbst, d. h. die Einheit dieser Vorstellung, die wir Gott heißen, mit dem Subjekt.

Man kann dies auch als den Standpunkt der jetzigen Zeit ansehen, daß es um Religion, Religiosität, Frömmigkeit zu tun ist, wobei es auf das Objekt nicht ankomme.

Die Menschen haben verschiedene Religionen; die Hauptsache ist, daß sie nur fromm sind.

Man kann Gott nicht wissen als Gegenstand, nicht erkennen, nur die subjektive Weise und Stellung sei es, worum es zu tun sei, worauf es ankomme. Dieser Standpunkt ist in dem Gesagten zu erkennen.

Es ist der Standpunkt der Zeit, zugleich aber ein ganz wichtiger Fortschritt, der ein unendliches Moment geltend gemacht hat;
es liegt darin, daß das Bewußtsein des Subjekts als absolutes Moment erkannt ist. Auf beiden Seiten ist derselbe Inhalt,
und dies an sich Identischsein beider Seiten ist die Religion.

Es ist der große Fortschritt unserer Zeit, daß die Subjektivität als absolutes Moment erkannt wird;
dies ist so wesentlich Bestimmung.
Es kommt jedoch darauf an, wie man sie bestimmt.

Über diesen großen Fortschritt ist folgendes zu bemerken.
Die Religion ist in der Bestimmung des Bewußtseins so beschaffen, daß der Inhalt hinüberflieht und wenigstens scheinbar ein fremder bleibt.

Die Religion mag einen Inhalt haben, welchen sie will;
ihr Inhalt, festgehalten auf dem Standpunkt des Bewußtseins,
ist ein drübenstehender, und wenn auch die Bestimmung der Offenbarung dazu kommt,
so ist der Inhalt doch ein gegebener und äußerlicher für uns.
Es kommt bei einer solchen Vorstellung,
daß der göttliche Inhalt nur gegeben, nicht zu erkennen,
nur passiv im Glauben zu behalten sei, andererseits auch zur Subjektivität der Empfindung, die das Ende und das Resultat des Gottesdienstes ist.

Der Standpunkt des Bewußtseyns ist also nicht der einzige Standpunkt.

Der Andächtige versenkt sich mit seinem Herzen, seiner Andacht, seinem Wollen in seinen Gegenstand;
so hat er auf dieser Spitze der Andacht die Trennung aufgehoben, welche beim Standpunkt des Bewußtseyns ist. Es kommt beim Standpunkt des Bewußtseins auch zur Subjektivität, dieser Nichtfremdheit, dieser Versenkung des Geistes in die Tiefe, die keine Ferne, sondern absolute Nähe, Gegenwart ist.

Aber auch dieses Aufheben der Trennung kann dann wieder fremd als Gnade Gottes gefaßt werden, die der Mensch als ein Fremdes sich gefallen lassen müsse und gegen die er sich passiv verhalte.

Gegen diese Trennung ist die Bestimmung gekehrt,
daß es um die Religion als solche zu tun sei, d. h. um das subjektive Bewußtseyn, das, was Gott will, in sich hat.

In dem Subjekt ist so die Ungetrenntheit der Subjektivität und des Anderen, der Objektivität; oder das Subjekt ist für den ganzen Umfang als das reale Verhältnis wesentlich.

Dieser Standpunkt erhebt also das Subjekt zu einer wesentlichen Bestimmung.

Er hängt zusammen mit der Freiheit des Geistes, daß er sie wiederhergestellt hat,
daß kein Standpunkt ist, worin er nicht bei sich selbst sei.

Der Begriff der absoluten Religion enthält,
daß die Religion es ist, die sich objektiv ist. Aber nur der Begriff.
Ein anderes ist dieser Begriff und ein anderes das Bewußtseyn dieses Begriffs.

Es kann also auch in der absoluten Religion der Begriff dies Ansich sein, aber das Bewußtseyn ist ein Anderes.
Diese Seite ist es denn, die in der Bestimmung,
daß die Religion es sei, um die es zu tun sei,
zum Bewußtsgekommen, hervorgetreten ist.

Der Begriff ist selbst noch einseitig, genommen als nur an sich; ebenso ist er diese einseitige Gestalt da,
wo die Subjektivität selbst einseitig ist, hat nur die Bestimmung des einen von beiden, ist nur unendliche Form, das reine Selbstbewußtsein, das reine Wissen seiner selbst;
es ist an sich inhaltslos, weil die Religion als solche nur in ihrem Ansich aufgefaßt ist, nicht die Religion ist, die sich objektiv ist,
nur die Religion in der noch nicht realen, sich objektivierenden, sich Inhalt gebenden Gestalt. Nichtobjektivität ist Inhaltslosigkeit.

Das Recht der Wahrheit ist, daß das Wissen in der Religion den absoluten Inhalt habe.

Hier aber ist er nicht wahrhaft, sondern nur verkümmert.
Also ein Inhalt muß sein; dieser ist so zufällig, endlich, empirisch bestimmt, und es tritt damit eine Ähnlichkeit mit dem römischen Zeitalter ein.

Die Zeit der römischen Kaiser hat viel Ähnlichkeit mit der unsrigen.

Das Subjekt, wie es besteht, ist als unendlich gefaßt,
aber als abstrakt schlägt es unmittelbar ins Gegenteil um und ist nur endlich und beschränkt.

Die Freiheit ist damit nur eine solche, die ein Jenseits bestehen läßt, ein Sehnen, die das Unterscheiden des Bewußtseyns leugnet und damit das wesentliche Moment des Geistes verwirft und so geistlose Subjektivität ist.

Die Religion ist das Wissen des Geistes von sich als Geist;
als reines Wissen weiß es sich nicht als Geist und ist somit nicht substantielles, sondern subjektives Wissen.

Aber daß es nur dieses und somit beschränktes Wissen sei,
ist für die Subjektivität nicht in der Gestalt ihrer selbst,
d. h. des Wissens, sondern ihr unmittelbares Ansich,
das sie zunächst in sich findet und somit in dem Wissen ihrer als des schlechthin Unendlichen, Gefühl ihrer Endlichkeit und somit zugleich der Unendlichkeit als eines ihr jenseitigen Ansichseins  gegen ihr Fürsichsein, das Gefühl der Sehnsucht nach dem unerklärten Jenseits.

Die absolute Religion hingegen enthält die Bestimmung der Subjektivität oder der unendlichen Form, die der Substanz gleich ist.
Wir können es Wissen, reine Intelligenz nennen, diese Subjektivität,
diese unendliche Form, diese unendliche Elastizität der Substanz, sich in sich zu dirimieren, sich selbst zum Gegenstand zu machen; der Inhalt ist deshalb mit sich identischer Inhalt, weil es die unendlich substantielle Subjektivität ist, die sich zum Gegenstand und Inhalt macht.

In diesem Inhalte selbst wird dann wieder das endliche Subjekt vom unendlichen Objekt unterschieden. Gott als Geist ist, wenn er drüben bleibt, wenn er nicht ist als lebendiger Geist seiner Gemeinde, selbst nur in der einseitigen Bestimmung als Objekt.

Dies ist der Begriff; er ist der Begriff der Idee, der absoluten Idee.

Die Realität ist jetzt der Geist, der für den Geist ist, der sich selbst zum Gegenstand hat, und so ist diese Religion die offenbare Religion;

Gott offenbart sich.
Offenbaren heißt dies Urteil der unendlichen Form, sich bestimmen, sein für ein Anderes; dies Sichmanifestieren gehört zum Wesen des Geistes selbst.
Ein Geist, der nicht offenbar ist, ist nicht Geist.
Man sagt: Gott hat die Welt erschaffen; so spricht man dies als einmal geschehene Tat aus, die nicht wieder geschieht, als so eine Bestimmung, die sein kann oder nicht; Gott hätte sich offenbaren können oder auch nicht; es ist eine gleichsam willkürlich zufällige Bestimmung, nicht zum Begriff Gottes gehörend.

Aber Gott ist als Geist wesentlich dies Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer, dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.

Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.

Die Religion, die offenbare, Geist für den Geist, ist als solche die Religion des Geistes, nicht verschlossen für ein Anderes, welches nur momentan ein Anderes ist. Gott setzt das Andere und hebt es auf in seiner ewigen Bewegung.

Der Geist ist dies, sich selbst zu erscheinen, dies ist seine Tat und seine Lebendigkeit; es ist seine einzige Tat, und er selbst ist nur seine Tat.

Was offenbart Gott eben, als daß er dies Offenbaren seiner ist?

Was er offenbart, ist die unendliche Form.

Die absolute Subjektivität ist das Bestimmen; dies ist das Setzen von Unterschieden, das Setzen von Inhalt; was er so offenbart, ist, daß er die Macht ist, diese Unterschiede in sich zu machen.

Es ist dies sein Sein, ewig diese Unterschiede zu machen, zurückzunehmen und dabei bei sich selbst zu sein.

Was geoffenbart wird, ist dies, daß er für ein Anderes ist.

Das ist die Bestimmung des Offenbarens.

(Vorlesungen über die Philosophie der Religion / Dritter Teil. Die absolute Religion)

 

2. Die geoffenbarte, positive Religion

Diese Religion, die sich selbst offenbar ist, ist zweitens nicht nur die offenbare, sondern die, die auch geoffenbart genannt wird,
und darunter versteht man,
daß sie einerseits von Gott geoffenbart ist,
daß Gott sich selbst den Menschen zu wissen gegeben, und andererseits darin,
daß sie geoffenbart ist, positive Religion sei in dem Sinne,
daß sie dem Menschen von außen gekommen, gegeben worden.

Um dieser Eigentümlichkeit willen, die man beim Positiven vor der Vorstellung hat,
ist es interessant zu sehen, was das Positive ist.

Die absolute Religion ist allerdings eine positive in dem Sinne, wie alles, was für das Bewußtsein ist, demselben ein Gegenständliches ist.

Alles muß auf äußerliche Weise an uns kommen.

Das Sinnliche ist so ein Positives.
Zunächst gibt es nichts so Positives, als was wir in der unmittelbaren Anschauung vor uns haben.

Alles Geistige überhaupt kommt auch so an uns, endlich Geistiges, geschichtlich Geistiges; diese Weise der äußerlichen Geistigkeit und der sich äußernden Geistigkeit ist ebenso positiv.

Ein höheres, reineres Geistiges ist das Sittliche, die Gesetze der Freiheit.

Aber das ist seiner Natur nach nicht ein solch äußerlich Geistiges, nicht ein Äußerliches, Zufälliges, sondern die Natur des reinen Geistes selbst; aber es hat auch die Weise, äußerlich an uns zu kommen, zunächst im Unterricht, Erziehung, Lehre: da wird es uns gegeben, gezeigt, daß es so gilt.

Die Gesetze, die bürgerlichen, die Gesetze des Staats sind ebenso ein Positives: sie kommen an uns, sind für uns, gelten;
sie sind, nicht so, daß wir sie stehenlassen, an ihnen vorübergehen können, sondern daß sie in dieser ihrer Äußerlichkeit auch für uns, subjektiv ein Wesentliches, subjektiv Bindendes sein sollen.

Wenn wir das Gesetz fassen, erkennen, vernünftig finden, daß das Verbrechen bestraft ist, so ist es nicht ein Wesentliches für uns in dem Sinne, daß es nur darum uns gelte, weil es positiv ist,
weil es so ist, sondern es gilt auch innerlich, unserer Vernunft als ein Wesentliches, weil es auch innerlich, vernünftig ist.

Daß es positiv ist, benimmt seinem Charakter, vernünftig, unser eigenes zu sein, ganz und gar nichts.

Die Gesetze der Freiheit haben immer eine positive Seite, eine Seite der Realität, Äußerlichkeit, Zufälligkeit in ihrer Erscheinung. Gesetze müssen bestimmt werden; schon in der Bestimmung,
Qualität der Strafe tritt Äußerlichkeit ein, noch mehr in der Quantität.
Das Positive kann bei Strafen gar nicht wegbleiben, ist ganz notwendig,
- diese letzte Bestimmung des Unmittelbaren ist ein Positives,
d. h. ist nichts Vernünftiges.

Im Strafen ist z. B. die runde Zahl das Entscheidende;
durch Vernunft ist nicht auszumachen, was da das schlechthin Gerechte sei. Was seiner Natur nach positiv ist, ist das Vernunftlose; es muß bestimmt sein und wird auf eine Weise bestimmt, die nichts Vernünftiges hat oder in sich enthält.

Notwendig ist bei der offenbaren Religion auch diese Seite:
indem da Geschichtliches, äußerlich Erscheinendes vorkommt,
ist da auch Positives, Zufälliges vorhanden, das so sein kann oder auch so. Auch bei der Religion kommt also dies vor.

Um der Äußerlichkeit, der Erscheinung willen, die damit gesetzt ist, ist Positives immer vorhanden.

Aber es ist zu unterscheiden: das Positive als solches, abstrakt Positives, und das Positive in der Form und als Gesetz der Freiheit. Das Gesetz der Freiheit soll nicht gelten,
weil es ist, sondern weil es die Bestimmung unserer Vernünftigkeit selbst ist;
so ist es nichts Positives, nichts bloß Geltendes,
wenn es als diese Bestimmung gewußt wird.
Auch die Religion erscheint positiv im ganzen Inhalt ihrer Lehren, aber das soll sie nicht bleiben, nicht Sache der bloßen Vorstellung, des bloßen Gedächtnisses sein.

Das Positive in Rücksicht der Beglaubigung der Religion ist,
daß das Äußerliche die Wahrheit einer Religion bezeugen,
als Grund der Wahrheit einer Religion angesehen werden soll.

Da hat die Beglaubigung einmal die Gestalt eines Positiven als solchen:
da sind Wunder und Zeugnisse, die die Göttlichkeit des offenbarenden Individuums beweisen sollen und daß das Individuum diese und jene Lehren gegeben. Wunder sind sinnliche Veränderungen, Veränderungen im Sinnlichen, die wahrgenommen werden, und dies Wahrnehmen selbst ist sinnlich, weil es sinnliche Veränderungen betrifft.

In Ansehung dieses Positiven, der Wunder,
ist früher bemerkt worden, daß dies allerdings für den sinnlichen Menschen eine Beglaubigung hervorbringen kann;
aber es ist das nur der Anfang der Beglaubigung,
die ungeistige Beglaubigung, durch die das Geistige nicht beglaubigt werden kann.

Das Geistige als solches kann nicht direkt durch das Ungeistige, Sinnliche beglaubigt werden.

Die Hauptsache in dieser Seite der Wunder ist, daß man sie in dieser Weise auf die Seite stellt.

Der Verstand kann versuchen, die Wunder natürlich zu erklären, viel Wahrscheinliches gegen sie vorbringen,
d. h. an das Äußerliche, Geschehene als solches sich halten und gegen dieses sich kehren.

Der Hauptstandpunkt der Vernunft in Ansehung der Wunder ist, daß das Geistige nicht äußerlich beglaubigt werden kann; denn das Geistige ist höher als das Äußerliche, es kann nur durch sich und in sich beglaubigt werden, nur durch sich und an sich selbst sich bewähren.

Das ist das, was das Zeugnis des Geistes genannt werden kann.

In der Geschichte der Religion ist dies selbst ausgesprochen: Moses tut Wunder vor Pharao; die ägyptischen Zauberer machen es ihm nach; damit ist selbst gesagt, daß kein großer Wert darauf zu legen ist.
Die Hauptsache aber ist, Christus selbst sagt:
"Es werden viele kommen, die in meinem Namen Wunder tun,
- ich habe sie nicht erkannt."1)
Hier verwirft er selbst die Wunder als wahrhaftes Kriterium der Wahrheit.

Das ist der Hauptgesichtspunkt, und dies ist festzuhalten: die Beglaubigung durch Wunder wie das Angreifen derselben ist eine Sphäre, die uns nichts angeht; das Zeugnis des Geistes ist das wahrhafte.

Dieses kann mannigfach sein; es kann unbestimmt, allgemeiner das sein, was dem Geist überhaupt zusagt,
was einen tieferen Anklang in ihm erregt.

In der Geschichte spricht das Edle, Hohe, Sittliche, Göttliche uns an; ihm gibt unser Geist Zeugnis.
Dieses nun kann dieser allgemeine Anklang bleiben,
dieses Zustimmen des Inneren, diese Sympathie.

Es kann aber auch mit Einsicht, Denken verbunden werden; diese Einsicht,
insofern sie keine sinnliche ist, gehört sogleich dem Denken an; es seien Gründe, Unterscheidungen usw.,
es ist Tätigkeit mit und nach den Denkbestimmungen, Kategorien.

Es kann ausgebildeter oder wenig ausgebildet erscheinen; es kann ein solches sein, das die Voraussetzung macht seines Herzens, seines Geistes überhaupt, Voraussetzungen von allgemeinen Grundsätzen, die ihm gelten und die den Menschen durchs Leben begleiten.

Diese Maximen brauchen nicht bewußte zu sein,
sondern sie sind die Art und Weise,
wie sein Charakter gebildet ist, das Allgemeine, das in seinem Geist festen Fuß gefaßt;
dieses ist ein Festes in seinem Geist; dieses regiert ihn dann.

Von solcher festen Grundlage,
Voraussetzung kann sein Räsonieren, Bestimmen anfangen.

Da sind der Bildungsstufen, Lebenswege sehr viele, die Bedürfnisse sind sehr verschieden.

Aber das höchste Bedürfnis des menschlichen Geistes ist das Denken, das Zeugnis des Geistes, so, daß es nicht vorhanden nur sei auf solche nur anklingende Weise der ersten Sympathie noch auf die andere Weise, daß solche feste Grundlagen und Grundsätze im Geiste sind, auf welche Betrachtungen gebaut werden, feste Voraussetzungen, aus denen Schlüsse, Herleitungen gemacht werden.

Das Zeugnis des Geistes in seiner höchsten Weise ist die Weise der Philosophie,
daß der Begriff rein als solcher ohne Voraussetzung aus sich die Wahrheit entwickelt und man entwickelnd erkennt und in und durch diese Entwicklung die Notwendigkeit derselben einsieht.

Man hat oft den Glauben dem Denken so entgegengesetzt,
daß man gesagt hat:
von Gott, von den Wahrheiten der Religion kann man auf keine andere Weise eine wahrhafte Überzeugung haben als auf denkende Weise;
so hat man die Beweise vom Dasein Gottes als die einzige Weise angegeben, von der Wahrheit zu wissen und überzeugt zu sein.

Aber das Zeugnis des Geistes kann auf mannigfache, verschiedene Weise vorhanden sein; es ist nicht zu fordern, daß bei allen Menschen die Wahrheit auf philosophische Weise hervorgebracht werde.

Die Bedürfnisse der Menschen sind eben nach ihrer Bildung und freien Entwicklung verschieden, und nach dem verschiedenen Stande der Entwicklung ist auch die Forderung, das Vertrauen,
daß auf Autorität geglaubt werde.

Auch Wunder haben da ihren Platz,
und es ist interessant zu sehen,
daß sie auf dies Minimum eingeschränkt werden.

Es ist also auch in dieser Form des Zeugnisses des Geistes noch Positives vorhanden.

Die Sympathie, diese unmittelbare Gewißheit ist um ihrer Unmittelbarkeit willen selbst ein Positives, und das Räsonnement, das von einem Gesetzten, Gegebenen ausgeht,
hat ebensolche Grundlage. Nur der Mensch hat Religion, und die Religion hat ihren Sitz, Boden im Denken.
Das Herz, Gefühl ist nicht das Herz, Gefühl eines Tiers,
sondern das Herz des denkenden Menschen, denkendes Herz, Gefühl,
und was in diesem Herzen, Gefühl von Religion ist, ist im Denken dieses Herzens, Gefühls. Insofern man anfängt zu schließen,
zu räsonieren, Gründe anzugeben, an Gedankenbestimmungen fortzugehen, geschieht das immer denkend.

Indem die Lehren der christlichen Religion in der Bibel
vorhanden sind, sind sie hiermit auf positive Weise gegeben, undwenn sie subjektiv werden,
wenn der Geist ihnen Zeugnis gibt, so kann das auf ganz unmittelbare Weise sein,
daß des Menschen Innerstes, sein Geist, sein Denken, seine Vernunft davon getroffen ist und diesem zusagt.

So ist die Bibel für den Christen diese Grundlage,
die Hauptgrundlage, die diese Wirkung auf ihn hat, in ihm anschlägt, diese Festigkeit seinen Überzeugungen gibt.

Das Weitere ist aber, daß er, weil er denkend ist, nicht bei diesem unmittelbaren Zusagen, Zeugnis stehenbleiben kann, sondern sich auch ergeht in Gedanken, Betrachtungen, Nachdenken darüber.

Dies gibt dann weitere Ausbildung in der Religion, und in der höchsten ausgebildeten Form ist es die Theologie, die wissenschaftliche Religion, dieser Inhalt als Zeugnis des Geistes auf wissenschaftliche Weise gewußt.

Da tritt dann dieser Gegensatz ein, daß gesagt wird, man solle sich bloß an die Bibel halten.

Das ist einerseits ein ganz richtiger Grundsatz.

Es gibt Menschen, die sehr religiös sind, nichts tun als die Bibel lesen und Sprüche daraus hersagen, eine hohe Frömmigkeit, Religiosität haben: aber Theologen sind sie nicht; da ist noch keine Wissenschaftlichkeit, Theologie.

Goeze2) , der lutherische Zelot, hatte eine berühmte Bibelsammlung; auch der Teufel zitiert die Bibel; aber das macht eben noch nicht den Theologen.

Sowie dies nur nicht mehr bloß ist Lesen und Wiederholen der Sprüche, sowie das sogenannte Erklären anfängt, das Schließen, Exegesieren, was es zu bedeuten habe,
so tritt der Mensch ins Räsonieren, Reflektieren, ins Denken hinüber, und da kommt es darauf an, ob sein Denken richtig ist oder nicht, - wie er sich in seinem Denken verhalte.

Es hilft nichts zu sagen, diese Gedanken oder diese Sätze seien auf die Bibel gegründet.

Sobald sie nicht mehr bloß die Worte der Bibel sind, ist diesem Inhalt eine Form gegeben, bekommt der Inhalt eine logische Form, oder es werden bei diesem Inhalt gewisse Voraussetzungen gemacht und mit diesen an die Erklärung gegangen; sie sind das Bleibende für die Erklärung; man bringt Vorstellungen mit, die das Erklären leiten.

Die Erklärung der Bibel zeigt den Inhalt der Bibel in der Form, Denkweise jeder Zeit; das erste Erklären war ein ganz anderes als das jetzige.

Solche Voraussetzungen sind z. B. die Vorstellung, daß der Mensch von Natur gut ist oder daß man Gott nicht erkennen kann. Wer solche Vorurteile im Kopfe hat, wie muß der die Bibel verdrehen! Das bringt man hinzu, obgleich die christliche Religion gerade dies ist, Gott zu erkennen, worin Gott sogar sich geoffenbart, gezeigt hat, was er ist.

Da kann nun eben wieder das Positive in anderer Weise eintreten.

Da kommt es gar sehr darauf an, ob dieser Inhalt,

diese Vorstellungen, Sätze wahrhafte sind.

Das ist nicht mehr die Bibel, das sind die Worte, die der Geist innerlich auffaßt. Spricht der Geist sie aus, so ist das schon eine Form, die der Geist gegeben, Form des Denkens.

Diese Form, die man jenem Inhalt gibt, ist zu untersuchen.

Da kommt das Positive wieder herein.

Es hat hier den Sinn, daß z. B. die formelle Logik des Schließens vorausgesetzt worden, Gedankenverhältnisse des Endlichen.

Da kann nach dem gewöhnlichen Verhältnis des Schließens nur Endliches gefaßt,

erkannt werden, nur Verständiges; göttlichem Inhalt ist es nicht adäquat.

Dieser Inhalt wird so von Grund aus verdorben.

Die Theologie, sowie sie nicht ein Hersagen der Bibel ist und über die Worte der Bibel hinausgeht, es darauf ankommen läßt, was für Gefühle im Innern sind, gebraucht Formen des Denkens, tritt ins Denken. Gebraucht sie diese Formen nun nach Zufall, so daß sie Voraussetzungen hat, Vorurteile, so ist dies etwas Zufälliges, Willkürliches, und die Untersuchung dieser Denkformen ist allein die Philosophie.

Die Theologie gegen die Philosophie sich kehrend ist entweder bewußtlos darüber,

daß sie solche Formen braucht, daß sie selbst denkt und es darauf ankommt, nach dem Denken fortzugehen, oder es ist nicht Ernst damit, sondern bloß Täuschung:
sie will das beliebige, zufällige Denken, das hier das Positive ist, sich vorbehalten.

Diesem willkürlichen Denken tut das Erkennen der wahrhaften Natur des Denkens Eintrag.

Dieses zufällige, beliebige Denken ist das Positive, das hereinkommt.

Nur der Begriff für sich befreit sich wahrhaft durch und durch von jenem Positiven; denn in der Philosophie und Religion ist diese höchste Freiheit, die das Denken selbst als solches ist.

Die Lehre, der Inhalt erhält auch die Form des Positiven;
er ist ein Gültiges, gilt in der Gesellschaft. Alles Gesetz,
alles Vernünftige, überhaupt was gilt, hat diese Form,
daß ein Seiendes ist und als solches für jeden das Wesentliche, ein Geltendes.

Das ist aber nur die Form des Positiven; der Inhalt muß der wahrhafte Geist sein.

Die Bibel ist diese Form des Positiven; aber es ist selbst einer ihrer Sprüche:

"Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig."3)

Da kommt es darauf an, welchen Geist man herbeibringt,
welcher Geist das Wort belebt.

Man muß wissen, daß man einen konkreten Geist mitbringt,
einen denkenden oder reflektierenden oder empfindenden Geist,
und muß Bewußtsein haben über diesen Geist,
der tätig ist, diesen Inhalt auffaßt.

Das Fassen ist nicht ein passives Aufnehmen, sondern indem der Geist auffaßt, ist dies Fassen zugleich seine Tätigkeit;
nur beim Mechanischen verhält sich die eine Seite im Aufnehmen passiv.

Der Geist also kommt daran hin;
dieser Geist hat seine Vorstellungen, Begriffe,
ist ein logisches Wesen, ist denkende Tätigkeit;
diese Tätigkeit muß der Geist kennen.

Dies Denken kann aber auch in diesen und jenen Kategorien der Endlichkeit so hingehen.

Es ist der Geist, der auf solche Weise anfängt vom Positiven,
aber wesentlich dabei ist:
er soll sein der wahrhafte, rechte, der heilige Geist, der das Göttliche und diesen Inhalt als göttlich auffaßt und weiß.
Das ist das Zeugnis des Geistes, das mehr oder weniger entwickelt sein kann.

Das ist also in Hinsicht des Positiven die Hauptsache, daß der Geist sich denkend verhält, Tätigkeit ist in den Kategorien, Denkbestimmungen,
daß der Geist da tätig ist, sei er empfindend, räsonierend usf.

Dies wissen einige nicht,
haben kein Bewußtsein über das Aufnehmen, daß sie dabei tätig sind.
Viele Theologen, indem sie sich exegetisch verhalten und, wie sie meinen, recht rein aufnehmend, wissen dies nicht,
daß sie dabei tätig sind, reflektieren.

Ist dies Denken so ein zufälliges, so überläßt es sich den Kategorien der Endlichkeit und ist damit unfähig, das Göttliche im Inhalt aufzufassen; es ist nicht der göttliche, sondern der endliche Geist, der in solchen Kategorien sich fortbewegt.

Durch solch endliches Erfassen des Göttlichen, dessen, was an und für sich ist, durch dies endliche Denken des absoluten Inhalts ist es geschehen, daß die Grundlehren des Christentums größtenteils aus der Dogmatik verschwunden sind.

Nicht allein, aber vornehmlich ist die Philosophie jetzt wesentlich orthodox; die Sätze, die immer gegolten, die Grundwahrheiten des Christentums werden von ihr erhalten und aufbewahrt.

Indem wir diese Religion betrachten, gehen wir nicht historisch zu Werke nach der Weise des Geistes, der vom Äußerlichen anfängt, sondern wir gehen vom Begriff aus.

Jene Tätigkeit, die vom Äußerlichen anfängt, erscheint nur nach einer Seite als auffassend, nach der andern ist sie Tätigkeit.

Hier verhalten wir uns wesentlich als solche Tätigkeit, und zwar mit Bewußtsein des Denkens über sich, über den Gang der Denkbestimmungen,
- eines Denkens, das sich geprüft, erkannt hat, das weiß, wie es denkt, und weiß, was die endlichen und was die wahrhaften Denkbestimmungen sind.

Daß wir auf der andern Seite vom Positiven anfingen, ist in der Erziehung geschehen und notwendig, hier aber auf der Seite zu lassen, insofern wir wissenschaftlich verfahren.

                          Weiter lesen        Hegel-Religion Grundwahrheiten  >>>    

 

1) Matth. 7, 22 f.      (abcphil.de/bibel/ue/matt7.html#22)
2) Johann Melchior Goeze, 1717-1786, genannt "Pastor Goeze", bekannt vor allem durch seine Kontroverse mit Lessing (Antigoeze)
3) 2. Kor. 3, 6       (abcphil.de/bibel/ue/2kor3.html#6)

 

 (Hegel:  Vorlesungen über die Philosophie der Religion )

Allein, was hilft es? Dieser Mißton ist in der Wirklichkeit vorhanden”. >>>

 

 

 

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